Unterlassene Hilfeleistung

Gestern wurde gemeldet, dass deutsche Marine-Schiffe über 2200 Flüchtlinge in Seenot retteten.
Auf den ersten Blick eine erfreuliche Nachricht, auf den zweiten Ausdruck eines zutiefst perversen und traurigen Umstandes.
Denn seit Jahren ermahnen
NGOs, Medien, Gewerkschafter, Politiker (meist oppositioneller Parteien) und viele andere die europäischen Regierungen, dass vor ihren Toren Menschen sterben, während sie die Macht hätten, dies zu verhindern.
Und nun beweist sich erneut, dass dieser Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung berechtigt war.
Man muss sich vorstellen nach welchen Kriterien entschieden werden musste, endlich die moderne Marine-Kriegstechnik zur unmittelbaren Rettung von Menschenleben einzusetzen.
Erst als in einer Woche über 1000 Menschen auf hoher See sterben mussten, war wohl etwas wie ein "Mindestzoll an Toten" erreicht, ebenso wie erst nach Fukushima die Jahrzehntealten, warnenden Stimmen erhört wurden.
Und es dauerte keinen Monat bis in die Tat umgesetzt wurde, was auch diese 1000+ Menschen und all die anderen in den Monaten und Jahren zuvor hätte retten können (Um gar nicht davon zu sprechen wie einfach es theoretisch wäre die Menschen gar nicht erst die illegalen Routen nehmen zu lassen)
Nicht ein moralischer Missstand der seit langem feststeht bewegt die europäischen Regierungen zum Handeln, sondern erst ein öffentlicher Druck, der keine Rechrfertigungen mehr akzeptiert.
Wenn es also nicht mehr nur bei Menschenrechtlern oder spät Abends in Talkshows um Flüchlingsleben geht sondern wenn der Wähler den Vorwürfen nicht mehr entkommen kann und Sie weiterzutragen droht?
Um diesmal nicht wieder mit purem Verdruss zu beenden, füge ich noch hinzu:
Wer sich gefragt hat, was es bringt Missstände in die Welt hinauszuschreien:
Auch wenn es pervers ist, irgendwann bringt es wohl doch etwas, nur leider bisher erst, wenn es wirklich schlimm wird.
Bisher.
Denn wenn wir genug werden, lässt sich das Versteck- und Verantwortungslosigkeits-spiel vielleicht irgendwann nicht mehr treiben.

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